Dr. Georg Pilk
Heimatgeschichtlich interessierte Bürger stoßen bei ihren Nachforschungen und Studien sehr oft auf den Namen eines Mannes, dessen Geburtstag sich an diesem Freitag zum 140. Male jährt. Es handelt sich um Herrn Doktor Georg Pilk. Wer war dieser außergewöhnliche Mann, der soviel für die Heimatforschung in unserer Region geleistet hat?
Dicke
Rüge wegen sittlichen Fehlverhaltens
Georg
Pilk wurde am 22. Mai 1859 in Göda geboren. Da seine Eltern schon
bald nach
Bautzen zogen, verbrachte er seine Kindheits- und Jugendjahre in dieser altehrwürdigen
Stadt. 1872 ging Pilk für vier Jahre auf das Landständische Seminar mit dem
Ziel, Lehrer zu werden. Strenge Sitten herrschten zur damaligen Zeit, denn
1874 wurde er aufgrund seines sittlichen Verhaltens gerügt. Sein "Vergehen":
Er war nach 23 Uhr noch auf der Schießbleiche gesehen worden. Dafür erhielt
er eine Verwarnung und wurde vier Plätze in der Klassenbestenliste zurückgesetzt.
Dieses Erlebnis sollte seine weiteren Schuljahre prägen. Mit großem Erfolg schloss
er das Seminar ab und begann im Herbst 1876 sein Amt als Hilfslehrer in seiner
Heimatgemeinde Göda. Zwei Jahre später übte er dieses Amt in Neukirch aus.
Pilk
war sehr wissbegierig. Im Selbststudium eignete er sich Französisch an und
erlernte die sorbische Sprache, auch spielte er Klavier, Geige und Orgel. In den
Wintermonaten gab er Konzerte für die Neukircher Einwohner, spielte aber auch
mit ihnen kleine Stücke.
Aber
Neukirch hatte für Georg Pilk auch noch eine andere Bedeutung - lernte er doch
hier Frau Wilhelmine Berthold, Tochter des Besitzers der Eisengießerei, kennen.
Als er im September 1879 eine Stelle als Lehrer in Dresden bekam und nun etwas
darstellte, hielt er um die Hand von Wilhelmine an. Die Verlobung erfolgte im März
1880, und im August des gleichen Jahres traten beide vor den Traualtar. Es war
eine glückliche Ehe. Trotz enger Beziehungen zu seinen Freunden in Dresden,
plagte ihn das Heimweh in die Oberlausitz.
Seine
Bemühungen, hier eine Hilfslehrerstelle zu bekommen, schlugen fehl. Neben
seiner beruflichen Arbeit betrieb er umfangreiche Heimatforschungen. Bis 1903
legte er eine 10 Quart Bände umfassende Materialsammlung mit über l 500 Beiträgen
zur Volksgeschichte an. Leider ist dieses Werk im Zweiten Weltkrieg verbrannt.
1889 schrieb er: „Neukirch am Hohwald". Für diese Leistung wurde ihm der
Doktortitel verliehen.
Aber
auch auf musikalischem Gebiet machte Dr. Georg Pilk auf sich aufmerksam. So
entstanden unter seiner Feder vielfältige Kompositionen, von denen die 1901
entstandene Operette „Die Todesgräber" sein Hauptwerk bildet. Einen
schweren Schicksalsschlag erlitt Pilk im November 1914, als seine Frau starb.
Von nun an lebte er sehr zurückgezogen. Als seinem Pensionsgesuchen
stattgegeben wurde, zog er wieder nach Neukirch und wohnte in der Villa Grunewald.
Vater
des Neukircher Heimatmuseums
Seinen
Gedanken, in Neukirch ein Heimatmuseum zu gründen, setzte er schon bald in die
Tat um. Am 17. Mai 1916 erfolgte der Gründungsbeschluss. Als erster Leiter
dieser Gruppe fungierte Herr Pfarrer Michaelis.
Im
Sommer 1924 zog der inzwischen verarmte Dr. Pilk wieder nach Dresden auf die
Alaunstraße. Am 20. April 1926 starb er. Das Herz eines großen Gelehrten, Heimatforschers und Musikers hatte aufgehört zu schlagen. Die Beisetzung
erfolgte auf dem Tolkewitzer Friedhof. Mit Spannung und Faszination lesen wir
heute noch seine Beiträge, die für die Heimatforschung einen unsagbaren Schatz
darstellen.
Dietmar
Heinrich, 1998